Rezension zu Häreder und Rahm 'Konzepte und Techniken der Implementierung' Rezension im Informatik Spektrum, August 1999
 

Theo Härder und Erhard Rahm

Datenbanken - Konzepte und Techniken der Implementierung
 

Haben Bücher über die Implementierung von Datenbanksystemen überhaupt noch etwas in der deutschen Praxis oder in Vorlesungen an deutschen Hochschulen zu suchen? Sind nicht - mit ganz wenigen Ausnahmen - die kommerziellen Datenbanksysteme alle amerikanischen Ursprungs, so daß Implementierungswissen hierzulande kaum noch umgesetzt werden kann? Und sind Datenbanksysteme heute nicht so kompliziert geworden und die performanzsteigernden Techniken aus Wettbewerbsgründen so geheim, daß ein derartiges Buch kaum noch einen aktuellen Stand widerspiegeln kann?

Die Autoren sind davon überzeugt, daß ein solches Buch durchaus seinen Platz hat. Der Rezensent teilt diese Auffassung, bietet er doch regelmäßig eine Implementierungsvorlesung an, die sich schon immer auf frühere Fassungen des vorliegenden Manuskripts abstützt. Die Notwendigkeit, Studierende und Praktiker mit Implementierungswissen vertraut zu machen, hat damit zu tun, daß Persistenz, Performanz, Skalierbarkeit, assoziativer Zugriff, Anfrageoptimierung, Konfliktregelung, Wiederherstellbarkeit und Zuverlässigkeit auch in den heutigen verteilten Systemen eine unverzichtbare Rolle spielen. Nicht unbedingt in Form monolithischer Systemlösungen, wie es traditionelle Datenbanksysteme sind, aber sehr wohl als einzelne Qualitäten, die man nach Bedarf freizügig kombinieren können will. Sich also mit den entsprechenden Techniken vertraut zu machen, bleibt ein Gebot für Alle, die sich generell mit Systemimplementierungen befassen oder Verständnis für die damit zusammenhängenden Fragen aufbringen müssen. Daß das Buch dies im Kontext traditioneller Datenbanksysteme tut, ist kein Schaden, sondern schafft einen einheitlichen didaktischen Rahmen.

Ein vergleichbares deutschsprachiges Buch ist letztmals vor 10 Jahren erschienen, übrigens ebenfalls von dem ersten der beiden Autoren. Was aber noch nachdenklicher stimmt:

Trotz des übermächtigen US-Marktes an - oftmals herausragenden - neuen Büchern zum Thema Datenbanksysteme beschäftigt sich keines mehr als knapp mit Fragen der Implementierung. Die Autoren besetzen also auch international gesehen eine wichtige Nische im Angebot.

Zum Inhalt kann man ganz knapp sagen, daß das Buch wie schon sein Vorgänger didaktisch hervorragend aufgebaut ist, sich dazu an einer erprobten Schichtenarchitektur orientiert und durch die modernen Auffassungen gerechte Aufteilung in Daten-Verwalter und Transaktions-Verwalter sauber die Aspekte der Datenverwaltungsfunktionalität unter Skalierungsgesichtspunkten von denen der Überlebensfähigkeit von Datenbasen trennt. Mit knapp 600 Seiten findet das Buch zudem eine gute Balance zwischen Breite, was die Zahl der behandelten Techniken angeht, und Tiefe was die Diskussion der einzelnen Techniken betrifft.

Der Rezensent kann dem Buch daher nur eine weite Verbreitung wünschen.

Professor Dr. Peter Lockemann
Institut für Programmstrukturen und Datenorganisation (IDP)
Universität Karlsruhe