Süddeutsche Zeitung 

Richtigstellung

Der Artikel von W. Raml in der Süddeutschen Zeitung vom 20.9.97 enthält leider einige unzutreffende Aussagen. Insbesondere kann am Institut für Informatik die Fa. Microsoft kein Diplom vergeben. Weiterhin erfolgt an der Universität Leipzig keine Ausbildung zu Microsoft-Systemingenieuren.

Die Kooperation mit Microsoft gestattet den Mitarbeitern und Studenten des Instituts für Informatik sowie den anderen universitären LIV-Einrichtungen die kostenfreie Nutzung von Microsoft-Software, insbesondere zur Entwicklung von Applikationen im Rahmen von Praktikantentätigkeiten oder Diplomarbeiten. Interessante Projekte werden im Internet sowie im Rahmen einer jährlichen Konferenz vorgestellt. Ebenso wird ein Diskussionsforum im Internet angeboten. 

Bezüglich der Ausbildung gibt es keinerlei Festlegungen im Rahmen der Kooperation. Die Planung und inhaltliche Untersetzung der Lehrveranstaltungen ist ausschließlich Angelegenheit des Instituts sowie der Dozenten und richtet sich nicht nach den Interessen einzelner Firmen. 

Die praktischen Arbeiten werden weiterhin zu einem großen Teil auf UNIX-Plattformen erfolgen, jedoch wegen der Bedeutung in der Wirtschaft auch auf NT-Basis. 

Leipzig, den 24.9.97
rahm [at] informatik.uni-leipzig.de (Prof. Dr. E. Rahm)

 

20.09.97

Diplom von der Firma

Leipziger Informatikstudenten programmieren fürs richtige Leben „Im Normalfall bilden die deutschen Unis am Bedarf vorbei aus“, sagt Edwin Feldner. Er ist bei Microsoft für mittelständische Unternehmen in den neuen Ländern zuständig, und er hatte die Idee zu der ersten Kooperation, die der Software-Riese mit einer deutschen Hochschule eingegeht. Die Firma von Bill Gates will Studenten der Universität Leipzig zu „geprüften Microsoft-Systemingenieuren“ ausbilden und ihnen Praktika und Arbeitsplätze vermitteln. „Wenn das hier klappt, stecken wir noch viel mehr Geld hinein“, sagt Feldner.

Bislang sieht die Kooperation so aus: Microsoft stellt der Universität Entwicklungswerkzeuge und Computerprogramme zur Verfügung. Die Studenten lernen mit ihnen umzugehen und stellen Softwarelösungen für kleine und mittlere Betriebe her. Das heißt, sie richten Netzwerke und Datenbanken auf Windows-Basis ein. Microsoft betreibt auf diese Weise geschicktes „product placement“. Denn die Studenten sind Multiplikatoren: Haben sie sich einmal in die Windows-Welt vertieft, wollen sie ihr Wissen auch im Beruf anwenden. Für Microsoft ist das Leipziger Projekt zudem von Vorteil, weil es für wenig Geld viel Entwicklungsarbeit liefert. Den Dozenten bietet es die Möglichkeit, den Bezug zur Außenwelt zu wahren und den Studiengang attraktiver zu machen. Und auch die Studenten begrüßen die Arbeit mit Wirtschaftsunternehmen. „Man muß ja auch lernen, unter Termindruck zu arbeiten“, meint etwa der Leipziger Student Sven Horn.

Dabei haben Leipziger Informatikabsolventen derzeit auch ohne das Microsoft-Projekt wenig Probleme bei der Jobsuche. „Fast jeder, der während des Studiums Praktika gemacht hat, bekommt nach dem Diplom postwendend drei oder vier gutdotierte Angebote“, sagt Klaus Hänßgen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informatik. „Das könnte sogar zum Problem für uns werden, weil alle guten Leute von der Uni weg in die Wirtschaft gehen“, sagt der Informatikprofessor Erhard Rahm. Microsoft-Mann Feldner sieht für die nächsten zwölf Monate in kleineren Betrieben einen zusätzlichen Bedarf von 6000 bis 8000 „Wissenden“ in Sachen Anpassung von Windows-Software.

Warum fiel seine Wahl ausgerechnet auf Leipzig? Die Stadt sei günstig, sagt Feldner, wegen der Lage, der Infrastruktur, der Praxisorientierung der Uni und wegen der Messe, die die Kooperation mit anschob. Ein schaler Beigeschmack will bei dem Zusammenspiel von Wissenschaftssponsoring, Werbung und Wirtschaftsförderung scheinbar nirgends aufkommen. Die Leipziger Immatrikulationszahlen zumindest sind sprunghaft angestiegen.
WALTER RAML

Originalartikel aus
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